«Im Kleinen kann man viel bewegen!»
Katja Früh ist Frau Gemeindeammann von Staufen. Neben ihrem Amt führt sie mit der «Villa Kunterbunt Staufen» eine eigene Kita und Hort, und engagiert sich vielseitig freiwillig; unter anderem bei der Anti-Food-Waste-Initiative Madame Frigo oder als Mentorin in der Politik.
Kannst du uns kurz etwas über Madame Frigo erzählen?
Klar. Bei Madame Frigo geht es darum überschüssige Lebensmittel nicht wegzuwerfen, sondern weiterzugeben: Zum Beispiel Gemüse aus dem eigenen Garten oder Esswaren, die kurz vor der Abreise in die Ferien nicht mehr verzehrt werden können. Auch Läden, Bäckereien oder andere Betriebe dürfen Produkte bringen. Lebensmittel dürfen jederzeit im öffentlichen Kühlschrank von Madame Frigo deponiert oder kostenlos mitgenommen werden.
Wie bist du auf das Projekt aufmerksam geworden?
Ich bin Mitglied bei der Organisation «Staufen hilft», wo wir Projekte oder Privatpersonen beratend, materiell oder finanziell unterstützen. In diesem Rahmen haben wir zuerst einen öffentlichen Bücherschrank im Ort angeregt und bald darauf ist Madame Frigo dazu gekommen. Ich hatte von dem Projekt schon länger gehört und fand den Gedanken der Nachhaltigkeit toll. So habe ich – unabhängig von meiner Aufgabe im Gemeinderat – initiiert, dass es auch bei uns einen solchen Kühlschrank gibt. Die Standorte für die Kühlschränke entstehen meistens aus der Initiative von Privatpersonen. Die Geschäftsstelle von Madame Frigo in Luzern unterstützt unkompliziert bei der Planung und Organisation.
Wie sieht dein Einsatz genau aus?
Wir sind eine Gruppe von drei Frauen, die drei- bis fünfmal pro Woche zum Kühlschrank gehen, um Ordnung zu halten. Dabei sortieren wir Sachen aus, die das Verbrauchsdatum überschritten haben oder solche, die nicht in den Kühlschrank gehören, wie zum Beispiel Gekochtes, offene Verpackungen, Alkohol oder Fleisch. Fleisch deshalb, weil wir nicht garantieren können, dass die Kühlkette eingehalten wurde. Auch Brot ist willkommen; es gibt eine Brotbox dafür, die regelmässig befüllt wird. Zudem reinigen wir den Kühlschrank und protokollieren die Temperatur für das Lebensmittelinspektorat. Wie in meiner Kita oder einem Restaurant müssen wir auch bei Madame Frigo einige Regeln einhalten.
Gibt es neben dem Amt als Gemeindeammann und den erwähnten Initiativen noch weitere Projekte in denen du dich engagierst?
Früher war ich im Vorstand der lokalen Kinderkleiderbörse, half mit bei der Organisation von Flohmärkten und in meiner Jugend war ich Cevi-Leiterin und Junioren-Volleyball-Coach. Es gehört für mich zum Leben dazu, dass man sich für Jugendliche, Vereine oder die Gesellschaft im Allgemeinen engagiert.
Letztes Jahr war ich Mentorin bei «Frau macht Zukunft». In diesem Projekt können Frauen einen Einblick in politische Abläufe gewinnen – bei einem Verband, einer Non-Profit-Organisation oder einer Partei. Mein Mentee konnte mir bei meiner Arbeit als Gemeinderätin während eines Jahres über die Schulter schauen. Sie verhandelt für ihre eigenen Engagements manchmal mit Politiker:innen und wollte die verschiedenen Prozesse besser verstehen. Beim Projekt geht es um Ermutigung für politisches Engagement: Frauen jeden Alters können sich bei der Mentoringstelle melden und ihren Wunsch äussern. Es wird dann versucht, eine passende Mentorin zu vermitteln.
Was motiviert dich für deine vielseitigen Engagements?
Mir sind das Miteinander und das Füreinander enorm wichtig – und zwar je länger, je mehr! Denn sich nur zu beschweren und laut zu sein ist leicht. Auch im Kleinen kann man sehr viel bewegen. Freiwilliges Engagement entspricht einfach meinem Naturell, es ist für mich eine Form des Teilens.
Mehr zu Madame Frigo:
madamefrigo.ch
Projekt «Frau macht Zukunft»:
frauenmentoring-ag.ch

